CBAM: Herausforderung für die verarbeitende Industrie

Ab 2026 tritt der CO₂-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM) der EU in Kraft – mit weitreichenden Folgen für die verarbeitende Industrie. Schon jetzt reagieren Märkte und Preise spürbar auf die kommende Regulierung. In seinem Beitrag erklärt Adrian Raidt, CEO von Laserhub, warum CBAM die Materialkosten deutlich steigen lässt, welche Konsequenzen das für Beschaffung und Planung hat und warum es sich lohnt, noch 2025 stabile Einkaufskonditionen und Rahmenverträge zu sichern, bevor sich die neuen Preisstrukturen voll entfalten.

Eine Einschätzung von:
Adrian Raidt, Gründer und Geschäftsführer der Laserhub GmbH

Einordnung: Warum CBAM jetzt relevant wird

Ab dem 1. Januar 2026 tritt der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) in Kraft – ein Instrument, das den Import von emissionsintensiven Gütern in die EU reguliert. Betroffen sind unter anderem Stahl, Edelstahl und Aluminium – und damit zentrale Werkstoffe der verarbeitenden Industrie.

Auch wenn die Verpflichtung unmittelbar nur Importeure betrifft, wird CBAM indirekt auf die gesamte Industrie durchschlagen. Unternehmen, die Metall verarbeiten, werden die Folgen spüren – in Form höherer Preise und möglicherweise veränderter Lieferketten.

Gerade deshalb sollten sich Industriebetriebe – auch jene, die ausschließlich innerhalb der EU einkaufen – spätestens jetzt mit dem Thema beschäftigen, um nicht überrascht zu werden.

Was ist CBAM – und was will die EU damit erreichen?

Der CO₂-Grenzausgleichsmechanismus ergänzt den bestehenden EU-Emissionshandel, der CO₂-Emissionen innerhalb der EU bereits bepreist. Diese Regelung verteuert energieintensive Produktion und soll klimafreundliche Verfahren fördern.

Das Problem: Unternehmen könnten ihre Fertigung in Länder mit niedrigeren Umweltstandards verlagern – das sogenannte Carbon Leakage. CBAM soll das verhindern, indem künftig auch Importe aus solchen Ländern mit einem CO₂-Preis belegt werden. Importeure müssen ab 2026 CBAM-Zertifikate kaufen, die den CO₂-Ausstoß bei der Herstellung der importierten Güter widerspiegeln.

Ziel ist es, gleiche Wettbewerbsbedingungen für EU-Produzenten und Importeure zu schaffen. In der Praxis wird der Mechanismus Kostenbelastungen und einen größeren Verwaltungsaufwand mit sich bringen und die industrielle Wertschöpfungskette spürbar beeinflussen.

Warum CBAM gerade jetzt so präsent ist

Nur noch wenige Wochen läuft die Übergangsphase, in der Emissionen nur gemeldet werden müssen. Doch ab Januar 2026 werden erstmals Zahlungen fällig, die sich auf die Materialpreise auswirken.

Der Importanteil bei Stahl, Edelstahl und Aluminium ist in Europa hoch. Sobald CBAM greift, steigen die Einfuhrpreise, und damit verschiebt sich auch das gesamte Preisgefüge im Markt.

Ich gehe davon aus, dass die Stahlpreise um etwa 15 % steigen werden. Wann sich diese Erhöhung vollständig im Markt zeigt, hängt von den Preisstrategien der europäischen Hersteller ab. Angesichts des anhaltenden Margendrucks ist jedoch zu erwarten, dass sich die Preise relativ schnell nach oben hin angleichen werden.

Hinzu kommen politische Faktoren, die die Entwicklung weiter verstärken können:
Es gibt konkrete Pläne der EU Kommission, den bestehenden Importzoll auf Stahl von 25 % auf 50 % zu erhöhen und die Einfuhrmengen zusätzlich zu begrenzen. Auch die Bundesregierung unterstützt entsprechende Maßnahmen. Sollte es dazu kommen, ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen.

Was bedeutet das für Laserhub-Kunden?

Wir sind nicht direkt von CBAM betroffen, werden die Auswirkungen jedoch indirekt deutlich spüren. Denn steigende Rohmaterialpreise werden sich auf die Bauteilpreise auswirken – und das über den gesamten Markt hinweg. 

Für unsere Kunden bedeutet das aus meiner Sicht: Planungssicherheit wird zum entscheidenden Erfolgsfaktor.
Adrian Raidt, CEO

Kurzfristig kann es sinnvoll sein, die aktuell noch günstige preisliche Lage auszunutzen und, wo möglich, Ware auf Lager zu legen. 

Wer sich langfristig absichern möchte, sollte frühzeitig über stabile Einkaufskonditionen nachdenken. Laserhub bietet dafür die Möglichkeit, Rahmenverträge zu schließen, die Preissicherheit und verlässliche Materialverfügbarkeit gewährleisten.

Auswirkungen auf die verarbeitende Industrie

Für die europäische Industrie bedeutet CBAM eine strukturelle Veränderung – und in erster Linie eine wirtschaftliche Herausforderung.

  • Für Stahlerzeuger bietet die Regelung einen gewissen Schutz vor Wettbewerbsverzerrungen durch billigere Importware.
  • Für Maschinenbauer, Anlagenbauer und Lohnfertiger führt CBAM jedoch zu höheren Einkaufspreisen und zusätzlichen Kostendruck in einer ohnehin schon wirtschaftlich herausfordernden Lage.

Damit steht die verarbeitende Industrie unter erhöhten Anpassungsdruck:
Materialkosten, Energiepreise und regulatorische Auflagen ziehen gleichzeitig an – während der internationale Wettbewerb immer härter wird.

Es bleibt abzuwarten, ob sich durch CBAM die angestrebte Verschiebung hin zu vermehrter Beschaffung von Rohmaterial und Teilen aus Europa ergibt.

Ein realistischer Blick nach vorn

CBAM wird die Spielregeln der europäischen Industrie neu schreiben – und das nicht zum Vorteil aller Beteiligten. Preise werden sich über den gesamten Markt hinweg erhöhen. Eine Beibehaltung des aktuellen Preisniveaus ist nicht zu erwarten.

Unternehmen, die bisher stark auf Preisvorteile durch internationale Beschaffung gesetzt haben, werden insbesondere bei Bauteilen mit hohem Materialkostenanteil ihre Strategien überdenken müssen. Gleichzeitig wird es wichtiger, Preisentwicklungen in der Kalkulation zu berücksichtigen, langfristige Verträge anzupassen und Transparenz in der Lieferkette zu schaffen.

Mein Rat an mittelständische Unternehmen: Bereiten Sie sich frühzeitig auf steigende Materialkosten vor – und nutzen Sie die Zeit, um Ihre Lieferketten resilienter aufzustellen.
Adrian Raidt, CEO

Wir unterstützen Sie gerne bei Ihren Überlegungen zur kurz- und langfristigen Ausrichtung Ihrer Teilebeschaffung in herausfordernden Zeiten. Konkret bietet sich beispielsweise der Abschluss von Rahmenverträgen noch in diesem Jahr an. 

Laserhub empfehlen und Wunschprämie sichern
Adrian Raidt

Als CEO verantwortet Adrian die administrativen Funktionen, HR und Finanzen, die Produktentwicklung sowie das Lieferantenmanagement. Vor der Gründung von Laserhub arbeitete er neun Jahre bei Trumpf in unterschiedlichen Führungsfunktionen.

Adrian Raidt Laserhub

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