So geht es mit der Welt nicht weiter! Das dachte sich wie aktuell viele andere jungen Menschen auch der deutsch-französische Ingenieur Nicolas Baleynaud als er von der Uni abging. “Ich wusste, dass ich beruflich an Lösungen für große Zivilisationsprobleme wie den Klimawandel arbeiten wollte”, sagt er. Auf der Suche nach entsprechenden Jobs stieß er auf das französische Start-up NeoFarm, dass sich mit einem Agrarmodell für den Gemüseanbau nach den Prinzipien der sogenannten Permakultur beschäftige.
Was bedeutet Permakultur?
Zum Trendbegriff Permakultur gibt es mittlerweile einige Definitionen, der kleinste gemeinsame Nenner stammt aber wohl von Autor Toby Hemenway: “Permakultur ist ein Gestaltungskonzept um nachhaltige Landschaften, Gärten und Siedlungen nach dem Vorbild natürlicher Muster und Kreisläufe zu schaffen.” Ziel sind dabei Lösungen, die folgende Vorteile in sich vereinen:
- Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten oder Bodenerosion
- geringer Wasserverbrauch
- Unabhängigkeit von künstlichen Nährstoffen
- Erhaltung einer großen Artenvielfalt
- effizienter Einsatz der von Menschen besetzten Flächen
- kürzere Transportwege zum Verbraucher
Derartige Konzepte haben gerade in Europa einen chronisch schweren Stand, da sie oft mit viel Handarbeit verbunden sind und so nur schwer profitabel werden. “Mir gefiel der sehr pragmatische Ansatz von NeoFarm. Die Wirtschaftlichkeit spielte von Anfang an eine große Rolle bei der Gründung und einer der Schlüssel zum Erfolg soll der smarte Einsatz von Mechatronik – meinem Spezialgebiet – sein”, berichtet Baleynaud.
Roboter statt Handarbeit
Die Lösung von NeoFarm richtet sich vor allem an den urbanen Raum. Hierzu soll ein Netzwerk aus stadtnahen Bauernhöfen mit einer Anbaufläche von jeweils rund einem Hektar entstehen. Das Gemüse gelangt dann ohne lange Logistikkette direkt in die Städte. Zum Konzept gehören drei Unterbereiche:
- agrarwissenschaftlich perfekt gestaltete Gewächshäuser
- Software als Entscheidungshilfe für die Landwirte
- Roboter zur Reduzierung von aufwendigen, manuellen Vorgängen
“Meine große Baustelle ist selbstverständlich der Roboter, der mühsame Handgriffe übernehmen, dabei aber niemals Menschen verdrängen soll”, sagt Baleynaud. “Meine mechatronischen Herausforderungen sind daher eine einfache Bedienung und Wartung sowie eine große Robustheit.” Der NeoFarm-Roboter besteht in der aktuellen Version aus drei motorisierten Achsen, damit er im gesamten Raum des Gewächshauses arbeiten kann – er rollt dazu auf Schienen mit Zahnradantrieb. Insgesamt ist die Konstruktion sechs Meter breit, zwei Meter lang und zwei Meter hoch. “Um verschiedene Aufgaben von der Erdvorbereitung bis zur Karottenernte zu übernehmen, wechselt er selbstständig sein Werkzeug”, erklärt Baleynaud. “Wir versuchen die Werkzeuge so klein und schmal wie möglich zu entwickeln, um eine hohe Dichte von Pflanzen pro Quadratmeter zu ermöglichen.”